Barrierearmes und -freies Wohnen

Fast jeder Mensch träumt doch davon, so lange wie möglich in der eigenen Wohnung leben zu können. Dass das Leben im Alter jedoch oft schwieriger wird als in jungen Jahren, daran denken viele nicht wenn sie entweder bauen, kaufen oder zur Miete einziehen. Auch denken die wenigsten gesunden Menschen wie es ist, wenn sich auf einmal eine Krankheit breit macht und der Alltag damit schwieriger wird.
„Ich doch nicht!“ „Das ist ja noch sooo lange hin!“ wird da oft gedacht.

Doch wenn es dann passiert, man wünscht es ja niemandem, ist der Gedankengang eher „Ach hätte ich doch nur...!“ Diese Seite hier richtet sich an Menschen
👉 die sich gerade in der ersten Gedankenphase befinden.
👉 an alle Interessierten am Thema des Barrierearmen und -freien Wohnen.
Viel Spaß beim Lesen.

Was ist dieses Barrierefreie Wohnen jetzt aber mal überhaupt?


Schauen wir mal in den Gesetzestext:
Das Behindertengleichstellungsgesetz, kurz: BGG definiert in § 4 den Begriff „barrierefrei“ so:
Zitat:
Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Hierbei ist die Nutzung behinderungsbedingt notwendiger Hilfsmittel zulässig.
Barrierefreies Wohnen heißt also, dass Menschen in ihrem Wohnumfeld eigenständig leben können. Das Benutzen behindertenbedingter Hilfsmittel wie zum Beispiel der Rollstuhl zur Fortbewegung ist dabei OK.
Für pflegende Angehörige heißt das barrierefreie Wohnen, dass sie gut und ohne Hindernisse ihre Pflegetätigkeiten ausüben können und sie haben die Gewissheit, dass das Leben alleine für die hilfsbedürftige Person ohne zusätzliche Risiken ist.

Es folgt Wissen in Kurzform:

Kriterien und Grundlagen des barrierefreien Bauen:
💡 In der DIN Norm 18040-2  (Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 2: Wohnungen) ist definiert, wie einzelne Wohnbereiche gestaltet sein müssen, damit sie als barrierefrei gelten dürfen.
Nur barrierefrei ist auch barrierefrei!
Der Begriff barrierefrei ist im BGG $4 definiert. Also festgelegt.
💡 Ist eine Wohnung nun als barrierearm oder barrierereduziert angeboten kann das so ziemlich alles heißen. Schaue deswegen genau hin, was sich in der Realität dahinter verbirgt.
Fördergelder stehen in der Regel nur barrierefreien Bauvorhaben zur Verfügung.
💡 Wenn du eine Mietwohnung barrierefrei anpassen möchtest, kannst du vom Vermieter eine Genehmigung für bauliche Veränderungen einfordern sofern berechtigtes Interesse daran besteht. Dies besteht, wenn ein Mieter eine körperliche Einschränkung hat.
💡 Wenn dem Vermieter jetzt aber „sein Interesse an der unveränderten Erhaltung der Mietsache oder des Gebäudes das Interesse des Mieters an einer behindertengerechten Nutzung der Mietsache überwiegt“ hast du schlechte Karten. Dieses Vetorecht seitens des Vermieters besteht jedoch nur bei geplanten Umbauten, die die Bausubstanz betreffen. Also große Vorhaben wie zum Beispiel der Einbau eines Treppenliftes oder einer barrierefreien Dusche.
Ein „Nein“ bekommst du jedoch eher selten seitens des Vermieters. Immerhin erhöht sich der Wert der Immobilie mit einem barrierefreien Umbau. Zweitens steigen die Chancen, dass ein zuverlässiger Mieter länger in der Wohnung bleiben kann wenn es besser passt.
💡 Keine Genehmigung benötigst du bei „Kleinkram“ wie es zum Beispiel Haltegriffe, elektrischer Türöffner oder eine Notrufanlage sind.
💡 Möchtest Du am Wohneigentum herumbauen, hast du nahezu freie Hand. Dass für Großprojekte eine Baugenehmigung und bei Umbauten die den Gemeinschaftsraum betreffen (Hausflur) das OK der Eigentümergemeinschaft eingeholt werden muss, erwähne ich jetzt nur der Form halber.

Barriereabbau muss nicht imemr teuer sein

Nicht immer bedarf es einem gigantischen Aufwand, um einen Bereich barriereärmer oder -frei zu gestalten. Hier einige Beispiele, die sich teils mit wirklich geringem Aufwand und finanziellen Mitteln umsetzen lassen.

👉 Beleuchtung: Diese sollte überall sehr gut sein. Wer sieht, wo er hintritt hat ein geringeres Sturzrisiko. Über Bewegungsmelder gesteuerte Leuchten erhellen die Umgebung automatisch.
👉 Möbel: Wichtig: Die Standsicherheit wenn sich mal jemand daran festhält. Tiefe und weiche Polstermöbel sind zwar super bequem, erschweren jedoch das Aufstehen.
Festere Polster sind da eher die erste Wahl. Ein elektrisch verstellbares Bett erleichtert das Aufstehen ungemein.
👉 Türen: Türen lassen sich verbreitern, Schwellen können entfernt werden.
👉 Smart Home: Smart, also (automatisch) elektrisch gesteuert gibt es mittlerweile vieles: Leuchten, Heizung, Alarmanlage, Rolläden und vieles mehr. Einmal eingerichtet verrichten diese kleinen Helferlein ihre Aufgaben automatisch oder manuell von der Couch gesteuert aus.
👉 Küche: Eine automatische Herdabschaltung und Wasser-Stopp-Systeme können viel Schaden vermeiden.
👉 Stufen: Einzelne und wenige Stufen lassen sich im Innen- und Außenbereich mit (mobilen) rutschfesten Rampen entschärfen.
👉 Türschwellen: Zum Beispiel an Balkontüren lassen sich ebenfalls mit (mobilen) rutschfesten Rampen entschärfen.
👉 Treppen: Ein durchgängiger Handlauf erleichtert das sichere Begehen der Treppenstufen.
👉 Ausmisten: Alles, was rumsteht und keinen wirklichen Zweck hat entfernen. Das schafft Bewegungsfreiheit und Platz.
👉 Erhöhungen: Sitzmöbel und das Bett beim Neukauf gegen höhere Modelle austauschen oder längere Beine anbringen (lassen). Je höher, je leichter kann man aufstehen.
👉 Verlängerungen: An Fenster angebrachte Griffverlängerungen erleichtern das Öffnen und Schließen und Personen mit Rollstuhl kommen leichter dran.
👉 Stolperfallen: Hochstehende Teppichecken am Boden befestigen. Kabel in Kabelkanälen ordnen und an der Wand befestigen.
👉 Hilfsmittel: Stets griffbereit und an gleicher (nützlicher) Stelle platzieren. Das erleichtert das Wiederfinden.
👉 Badezimmer: Haltegriffe (fest oder klappbar) sorgen für Sicherheit in Dusche, Wanne und beim WC. Eine Badewannentür ist ebenfalls sehr hilfreich und erleichtert das Ein- und Aussteigen aus der Wanne ungemein. Ein Badewannenlifter hilft beim Baden.
👉 Küche: Höhenverstellbare Oberschränke und unterfahrbare Arbeitsplatten erleichtern das Kochvergnügen. Gut griffige Küchenutensilien und Besteck hilft beim Greifen der benötigten Dinge.

Manche der Beispiele sind kostengünstig, andere kosten Geld. Teils richtig viel Geld.

💡Hat die Person für die die Erleichterungen gedacht sind einen anerkannten Pflegegrad?
Dann kann ein Antrag bei der Pflegekasse helfen. Das Stichwort heißt „wohnumfeldverbessernde Maßnahmen“. Informationen dazu hier.

Ein barrierefreies oder barrierearmes Wohnumfeld ist übrigens auch für gesunde Menschen attraktiv. Familien mit kleinen Kindern freuen sich beim Kinderwagenschieben auch über breite Türen und stufenlosen Zugang.
Bei vorübergehenden Leiden (Beinbruch, Operation) zeigt sich auch der Komfort einer barrierearmen Wohnung. Deswegen am besten frühzeitig anfangen mit dem Planen und dem Umsetzen.



 
 
 
 
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