Du weißt nicht, wie du dich verhalten sollst 🤔?
Keine Sorge 😚! Es ist gar nicht so schlimm wie es den Anschein hat. Sei einfach du selbst und verhalte dich ganz normal. Frage nach wenn, du Fragen hast und spreche aus und an, was dich bewegt.
Bei mir mussten sich auch einige Personen daran gewöhnen, dass ich nun eine neue Art der Fortbewegung habe.
Es war, wie ich in späteren Gesprächen mit ihnen herausgehört habe, unterschiedlich schwer.
Einer deiner Lieben ist neu auf einen Rollstuhl angewisen und du weißt nicht, wie du dich verhalten sollst?
Ein Rat: Sei einfach du selbst. Verstelle dich nicht. Sei, wie immer! Das hilft in den meisten Fällen dem neuen Rollinutzer am meisten weiter. Denn übermäßiges Mitleid ist nicht das, was jetzt benötigt wird. Ebenfalls muss er jetzt nicht alle Arbeiten und Tätigkeiten des Lebens abgenommen bekommen. Lass ihn auch mal wurschteln.
Setzt euch vielleicht in einer ruhigen Minute zusammen und fange ein offenes Gespräch an. Du kannst ruhig sagen, dass du verunsichert bist und nicht ganz weißt, wie du dich verhalten sollst. Das ist nicht verwerflich, so etwas zu sagen. Eher im Gegenteil!
Redet miteinander. Frage ganz klar, wie Hilfe ideal sein kann. Bei was wünscht er sich Hilfe? Was will er alleine schaffen? Biete ihm deine Unterstützung an und sage ihm, dass er jeder Zeit um Hilfe, auch wenn sie noch so klein ist, fragen kann. Sucht zusammen nach Lösungen für Probleme. Ihr seid ein Team! Nehmt euch auch mal in den Arm, wenn ihr euch entsprechend gut kennt.
Meine persönlichen Erfahrungen mit Kollegen:
Am einfachsten mit meiner neuen Situation, so jedenfalls mein Ergebnis nachdem wir mal darüber gesprochen hatten, hatten es meine Kollegen auf der Arbeit. Sie sagten mir, dass sie anfangs nicht wussten 🤷♂️🤷♀️, wie sie damit umgehen sollten und hatten teils richtig Angst davor, als ich nach einem Jahr krankheitsbedingter Arbeitspause damals mit Rolli zurück in den Betrieb kam. Im Vorfeld hatte ich ihnen bereits gesagt, was sein wird 🗨️ und sie wussten in der Theorie Bescheid, wie ich zurück kommen würde. Theoretisch waren sie gebrieft. Aber klar ist es dann etwas anderes, wenn die Person dann wirklich zum ersten Mal reinROLLT. Wir redeten miteinander. Genau so, wie cih es ein Stück weiter oben als Tipp geschrieben habe. Das offene und ehrliche Gespräch ist wirklich Gold wert!
🧍🏽🧍🏼♀️👨🏽🦽🧍🏽🧍♀️
Zuerst bot man mir sehr viel Hilfe auf der Arbeit an. Ich hätte theoretisch nix mehr machen brauchen ☺️. Wollte ich aber nicht. Ich wollte probieren, was geht. Ich bedankte mich jedes Mal und meinte, dass ich das schon alleine schaffen würde. Wenn ich Hilfe benötige, dann würde ich mich melden.
Das führte dazu, dass mir heute niemand mehr Hilfe anbietet. Und das ist auch gut so. Wir helfen uns natürlich ganz normal weiter, wenn jemand Hilfe benötigt. Wir haben ein ungemein gutes Verhältnis auf der Arbeit untereinander, da hilft man sich einfach. Mittlerweile heißt es nicht mehr „kann ich dir helfen.“ Es heißt jetzt eher „hier, nimm mal mit, fährt ja!“ und darüber freue ich mich sehr. Das zeigt mir nämlich, dass der Rollstuhl komplett normal und nichts ist, worüber oder womit man nicht auch mal einen Witz machen kann. Und wenn ich Hilfe benötige, kann ich mich auf alle zu 100% verlassen.
Meine Freundin und ich 👩🏻❤️👨🏼 sind gemeinsam durch den Prozess der Gewöhnung an das Wägelchen gegangen. Geholfen hat uns gegenseitig, dass wir ganz viel miteinander geredet haben. Über Alles, was uns beschäftigte: Sorgen, Ängste, wir haben Fragen gestellt und beantwortet und wir haben lange über unsere Gefühle geredet. Das hat uns beiden sehr geholfen, da wir jeweils wussten, was mit unserem Gegenüber los ist.
Meine Eltern 👨👩👦 hatten die größten Probleme, sich an meine neue Fortbewegung zu gewöhnen. Klar, ich werde immer ihr Kind sein, da ist es schwierig.
Keine Frage. Aber es hilft ja nix. Im Leben gibt es Veränderungen.
Sie hatten anfänglich große Probleme, alles beim Namen zu nennen.
Der Rollstuhl war so lange "das Ding" oder "das Teil" bis ich mal sagte, dass „das Ding“ Rollstuhl ❗ heißt. Ebenso heißt es Gehbehinderung ❗.
Wir können da alles ruhig beim Namen nennen. Mittlerweile ist alles im normalen Sprachgebrauch integriert.
Meine persönlichen Erfahrungen im Freundeskreis:
Im Freundeskreis war und ist es sehr ähnlich wie bei meinen Kollegen. Ich kann mich auf helfende Hände verlassen wenn ich sie benötige. Ansonsten ist es jetzt einfach normal dass Alle, bis auf Einen, laufen. Inklusive Sprüche, von denen aber alle wissen, wie sie gemeint sind:
Bergauf: "Boah Christian, mach mal schneller! 🐌"
Bergab: "Ihr Looser! Ich warte unten auf euch! 🐆"
Hast du einen Rollstuhlfahrer im Bekanntenkreis, dann halte dir unbedingt die Freundschaft warm:
Tipp dazu: Schenke ihm immer mal wieder etwas Süßes oder eine Tüte Chips! Das hilft. Im Gegenzug wird er sich revanchieren und du musst beim Shoppen nie wieder Tüten tragen. Siehe nächstes Foto 😆! Mit geschicktem Stapeln 🛍️ kannst du da echt einiges 🛒 (!) draufpacken. Hat er keine Hände mehr frei um sich selbst vorwärts zu bewegen weil er sie zum Festhalten der Tüten braucht, musst du eben schieben. Aber einen Rolli zu schieben im Shoppingtempel ist deutlich leichter als Tüten zu tragen. 😆😆
👉 Na, jetzt aber wieder ernsthaft weiter.
Achte stets auf deine Füße 🦶🏼, wenn du in der Nähe eines
Rollstuhlhinterrades bist. Es gibt zwei Arten 📊 der Schmerzerzeugung:
1) Die plumpe Art ist es, einfach voll über den Fuß bzw. die Zehen gerollt zu bekommen.
Schmerzlevel ungefähr bei 7/10.
2) Die Variante für Fortgeschrittene besteht darin, sich nicht einfach über den Fuß fahren zu lassen: Wenn es so richtig zwiebelt im Zehenbereich, dann standest du zwar weit genug vom Hinterrad weg, aber es gibt ja noch den Greifreifen!
Und der ist nicht aus Gummi und luftgefüllt wie der Mantel. Hier trifft Metall auf Großzehe 🔨. Und zwar richtig.
Erst erlebst du eine 12/10 auf der Schmerzskala des Überroltwerdens, dann
wirst du spontan schlagartig ins Hüpfen 💃🏼 kommen und wild gesti- und artikulieren.
Möchtest du als Fußgänger helfend zur Seite stehen, dann schau dir doch einmal hier den Rollstuhlkurs für Begleitpersonen an. Vielleicht hast du Lust und möchtest ihn mit deinem Bekannten / Familienangehörigen einmal machen!?
Du bist neugierig, wie das ist, mit Rolli unterwegs zu sein? Probiere es doch mal aus! So kannst du viel besser ein Gefühl für die Situation entwickeln. Frage den Rollinutzer frei heraus. Ich denke, da sagt niemand nein!
Zusammenfassung
⇒ Sei stets du selbst im Umgang mit dem Menschen, für den jetzt alles neu ist.
⇒ Übertreibe es nicht mit Hilfestellungen.
⇒ Frage nach, wenn was unklar ist und du Fragen hast.
⇒ Sprich offen über Gefühle.
⇒ Helfe so viel wie nötig und so wenig wie möglich.
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